
Textauszug aus "Streifzüge":
Teil 3 - Kurzgeschichten
Rachedurst
Es dürstete ihn nach Rache! Gewalt, ein innerer, unwiderstehlicher Drang nach Gewalt hatte jede Zelle seines Körpers erfasst und durchströmte seine Venen, bis er sich ihr schließlich hingab. Ohne zu zögern griff er den Haarschopf seines Gegenübers, zerrte ihn zu Boden, überlegte es sich dann aber anders. Was er plante, war nicht genug, einfach nicht ausreichend - er sollte Schmerzen spüren, leiden, so wie er gelitten hatte. Statt ihm wie geplant das Genick zu brechen, schlug er seinen Schädel mit voller Wucht auf den Tisch. Das dumpfe Geräusch brechender Knochen erinnerte ihn an knackende Äste auf einem trockenen, ausgedörrten Waldboden. Es heizte ihn an, zu wissen, dass er die Kontrolle besaß, das Gefühl von Macht bereitete ihm unglaubliche Lust.
Keuchend riss er den Kopf des Geschundenen nach oben, nur kurz genug, um die Angst in den Augen seines Opfers zu sehen und um sich daran zu ergötzen. Die Lippen waren aufgeplatzt und aus der gebrochenen Nase strömte fontänenartig Blut. Das Opfer atmete schwer und spuckte auf den Tisch, um nicht an seinem eigenen Blut zu ersticken. In der roten Pfütze, die sich in nur wenigen Sekunden auf dem Tisch gebildet hatte, lagen zwei nur wenige Zentimeter große Zahnreste, den Rest hatte er verschluckt.
(Ende des Textauszugs)
„Streifzüge“ ist ein literarischer Sammelband. Er führt den Leser in die emotionalen Verwirrungen des menschlichen Lebens. Dabei vermischt er die Grenzen der literarischen Gattung ebenso wie die des Genres.
„Streifzüge“ führt den Leser durch Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz: Trennung und Einsamkeit, Entspannung und Ruhe, der Umgang mit dem Fremden, die Suche nach Freundschaft und Liebe, Sex, Hass, Verachtung und dem Wunsch nach Vergeltung.